Wohnquartier Lindenhof, Wattenscheid

Der Stadtbezirk Bochum-Wattenscheid ist mit rund 72.000 Einwohnern nach dem Stadtbezirk Bochum Mitte der bevölkerungsreichste Stadtbezirk Bochums. Im Bezirk Wattenscheid-Mitte leben rund 22.000 Einwohner aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten. Daher wurden bei der Entwicklung des Wohnquartiers Lindenhof die Schwerpunkte auf eine hohe Durchmischung und Flexibilität des Wohnraums gelegt.

Ziel war es, Wohn- und Lebensqualität für Kinder, Jugendliche, junge Familien, Alleinstehende und Senioren zu schaffen und eine gemeinschaftliche Wohn- und Lebensatmosphäre zu erzeugen, die das stadträumliche Klima der Innenstadt Wattenscheids aufwertet.

Das brachliegende Grundstück mit seiner zentralen Lage weist ein hohes Maß an Qualitäten auf. Durch kurze Wege sowie die sehr gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr in Verbindung mit den naheliegenden Einkaufsstraßen wird ein urbaner Charakter erzeugt, welcher durch das gemeinschaftliche Leben im Hofquartier ergänzt wird.

Städtebau

Städtebaulich wird die rudimentäre Blockrandstruktur adaptiert und im Konzept vervollständigt. Rathaus und Wohnquartier bilden die Enden der Blockrandstruktur und prägen Seite an Seite gleichberechtigt den neuen Straßenraum der Friedrich-EbertStre. Das Wohnquartier Lindenhof vermittelt somit zwischen den bestehenden baulichen Strukturen und findet eine Antwort auf den Umgang mit den vorherrschenden städtebaulichen Maßstäben.

Auf dem Grundstück selbst werden die Bestandsbäume sowie die historische Bestandsmauer an der Voedestraße erhalten und in das Konzept integriert. Diese Spolien sorgen für Identität und Signifikanz des Quartiers.

Die städtebauliche Gesamtform gliedert sich in öffentliche, halffentliche und private Bereiche und vernetzt den Stadtraum zusätzlich durch eine fußläufige Verbindung von der Voedestraße über den neuen, gemeinschaftlichen Quartiersplatz zur Friedrich- Ebert-Stre.

Als Ausrufezeichen erzeugt der achtgeschossige Baukörper eine prominente Torsituation zur Wattenscheider Innenstadt, welche durch eine attraktive, öffentliche Nutzung gestärkt wird.

Insgesamt vermittelt der Entwurf zwischen dem großmaßstäblichen Hochhaus sowie dem historischen Rathaus und erzeugt somit eine spannende und markante städtebauliche Silhouette.

Nutzungskonzept

Das Nutzungskonzept sieht insgesamt neben den Gewerbe- und gemeinschaftlichen Räumen unterschiedliche sowie flexible Wohnmodelle vor, um auf die zukünftigen Anforderungen reagieren zu können. Im Erdgeschoss befinden sich Flächen für Wohnnutzung, Gewerbe- und Abstellflächen sowie eine mögliche Gastronomie. Dabei werden alle Wohnungen, geschützt vom Treiben der Stadt über den ruhigen und gemeinschaftlich genutzten Quartiersplatz erschlossen. Alle öffentlichen Nutzungen wie beispielsweise Gewerbe und Gastronomie werden vom urbanen Straßenraum erreicht.

In den Regelgeschossen wird auf eine Wohndurchmischung der Nutzerstruktur abgezielt, welche durch eine differenzierte Grundrissgestaltung der Wohneinheiten in Größe und Ausbaustandard erzeugt wird. Darüber hinaus können nach Bedarf in der geplanten Struktur Dienstleistungsflächen integriert werden. Die Einteilung der Einheiten nach unterschiedlichen Größen von S, M, L sorgt für vielfältige Varianten der Bewohnerstruktur:

Zusammenfassend ist das Wohnquartier Lindenhof ein Hybrid aus unterschiedlichsten Wohnnutzungen, welche durch Gastronomie und Einzelhandel ergänzt wird und für ein hohes Maß an urbaner Wohnqualität im Herzen  der Stadt Wattenscheid sorgt.

Architektur

Das architektonische Konzept entwickelt sich in Form einer klar ablesbaren, klassischen und städtischen Gliederung aus Sockel, Hauptfassade und Staffelgeschoss.

Auf dem überhöhten Sockelbereich der gewerblichen Nutzungen interpretiert die Hauptfassade mit hochformatigen Verglasungen das moderne, städtische Wohnen und erzeugt mit ihren vorgestellten, reliefartigen Loggien eine homogene Gesamterscheinung. So lässt sich eine freie Einteilung der Öffnungen im Innenraum realisieren ohne die Fassade unruhig wirken zu lassen.

Darüber hinaus vermitteln die Loggien als integrativer Zwischenraum im innerstädtischen Kontext und ermöglichen einen selbstgewählten Grad zwischen Privatheit und Öffentlichkeit.

Aufgrund der heterogenen Bestandsmaterialien der Nachbarbebauungen gibt es keine direkten städtebaulichen Zwänge für die

Entscheidung der Materialien der neu geplanten Bebauung.

Im Sinne einer nachhaltigen und wertigen Gestaltung der Fassaden ist zum gegenwärtigen Planungsstand  eine große Bandbreite von Materialien (Beton, Klinker, Putz und Holz) für die Fassade  vorstellbar und geeignet.

 

Architektur: Berthold Ellertmann, Christian Schmitz (Ellertmann Schmitz Architekten)

Team: Thomas Bergerbusch, Fokko van der Linde

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